Mittwoch, 11. Juli 2012

A.dele wandert. Teil 1- Die Brücke

Ich spare mir jetzt das lange „Wie-kam-ich-hierher“- Geschreibsel. Es wäre auch nicht wirklich spannend, alle daran teilhaben zu lassen, wie ich in das Flugzeug stieg, sich bei mir vor und beim Start der Magen umdrehte, ich während des Fluges gefühlte zwei Kilogramm Gummibärchen lutschte, ängstlich die Wände des Flugzeugs beobachtete, ob sie auch nicht zitterten, schließlich landete, dann mit dem Zug fuhr und irgendwann einmal hier ankam. Ich spare mir auch die Wegbeschreibung, vorbei an herrlichen Blumenwiesen, von denen sich das Auge des Betrachters nur schwer los reißen kann, weshalb er dann noch ungefähr zehn Fotos macht, bevor er seinen Weg nach oben fortsetzt und endlich hier ankommt. Hier, das ist ca. zweitausend Meter über dem Meeresgrund. Hier, das ist der Anfang einer Brücke, die sich über eine Schlucht , die ca. einhundert Meter Breite misst, schwingt. Sie ist starr, sie ist stabil, fest im Fels verankert. Sicher. Aber dennoch. Ich schaue zehn Minuten an das andere Ende der Brücke, messe mit dem Auge die Entfernung nach drüben und nach unten. Erwäge mehrere Möglichkeiten. Kehre um. Hinter mir die Wanderin versucht es 3x, tastet sich Schritt für Schritt nach vorn, kehrt wieder um. Warum? Warum nur können wir nicht über die Brücke gehen? 1) Sie ist schmal. Na und? 2) Der Boden ist quasi durchsichtig, ein Gitter, damit man ja auch gut während des Gehens über dem Abgrund in die scheinbar endlose Tiefe blicken kann. Und genau deshalb können wir nicht drüber gehen. Ich schäme mich ein bisschen. Aber als nach uns weitere Wanderer beschließen, nicht über die Brücke zu gehen, sich das für's nächste Mal aufzuheben, da geht es mir besser. Fröhlich trete ich den Rückweg nach unten an, vorbei an Bäumen, herrlichen Ausblicken auf das Matterhorn, das sich hinter einer Wolke verborgen hat, vorbei an Blumenwiesen bis zum Restaurant. Geschafft. Sitzen, Eis essen, Urlaub haben.

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